Eva Hermann Eva
24.11.2023

Schülerblog: Nachts unterwegs – Eva Herrmann

Lesezeit: 2 Minuten

Lei­se schloss ich die Tür. Mein Herz poch­te laut, als ich über den Park­platz schlich und auf die Stras­se trat. Es war eine kal­te Nacht und die alte Stras­sen­la­ter­ne fla­cker­te unheim­lich. Ich war mir gar nicht sicher gewe­sen, ob ich es tun soll­te, denn die bei­den dunk­len Gestal­ten, die schon am Abend auf­ge­taucht waren, hat­ten nicht gera­de harm­los gewirkt. Da pas­sier­te etwas, denn sogar die Schei­be unse­res Autos war ein­ge­schla­gen wor­den, die alte Nach­ba­rin schrie wie neu­er­dings jede Nacht, zwei dunk­len Schat­ten husch­ten immer wie­der über den Park­platz.

Kaputtes Autofenster

Ich muss­te her­aus­fin­den, wer für die­sen gan­zen Spuk sorg­te. Ohne auch nur einen Mucks zu machen, kroch ich mich zu unse­rem Auto her­an und kau­er­te dort, um die Ecke spä­hend, auf die Stel­le, an der ich bereits zwei­mal die­se Män­ner gese­hen hat­te. Oh nein, dach­te ich, muss es gera­de jetzt zu nie­seln anfan­gen. Mein Atem sah aus wie eine auf­stei­gen­de Rauch­wol­ke im fla­ckern­den Licht. Klirr! Jetzt fing der Spuk schon wie­der an, dach­te ich mir, auf der Stel­le ein­ge­fro­ren. Schrit­te kamen näher, all­mäh­lich fing ich ein paar Wor­te auf: «Ver­dammt! Das war viel zu laut Fabri­zio!» Die­be, ahn­te ich sofort.

Autodieb

Ohne es mir noch ein­mal zu über­le­gen, war mir sofort klar, dass die­se bei­den Schur­ken unse­re Nach­ba­rin in Panik ver­setz­ten, dass sie unser Auto beschä­dig­ten und auch, dass sie mich ganz bestimmt nicht ent­de­cken wür­den. Doch bei Letz­te­rem hat­te ich mich gewal­tig geirrt. Als ich eben auf den Platz spä­hen woll­te, ver­stumm­ten die Stim­men auf einem Schlag. Ich wand­te mich um und sah genau vor mei­ner Nase das Gesicht des gröss­ten Ver­bre­chens in ganz Texas. Der grins­te und ich schrie mir die Lun­gen aus. „Wen haben wir denn da?», ertön­te der zwei­te Mann. Ich erkann­te sei­ne Stim­me sofort.

Schatten gefahrlich

Das war mein Bio­lo­gie­leh­rer Fabri­zio Mako­len­son. „Depp!“, mur­mel­te Anton Bugs, der gröss­te Ver­bre­cher. „Lass uns ver­schwin­den! Kei­ne Zeit für Dumm­hei­ten. Das Licht in einer Woh­nung ist an!» Fabri­zio erbleich­te und starr­te mich an. Trä­nen ran­nen mir über das kal­te Gesicht. Ich fühl­te mich betro­gen, hat­te unglaub­li­che Angst und war erleich­tert zugleich. „Mit dir bin ich noch nicht fer­tig», flüs­ter­te Anton Bugs kalt, fun­kel­te mich aus sei­nen lee­ren, schwar­zen Augen an und war über alle Ber­ge, als auch schon unse­re Haus­tür auf­ging. „Lydia!“, schrie mei­ne Mut­ter und umarm­te mich fest. „Was tust du nur? Was hast du mit denen gemacht? Oh, ich bin fast gestor­ben vor Angst!» Mum umarm­te mich lie­be­voll und unsanft zugleich. Ich zit­ter­te immer noch. Als ob sie mich wach­schüt­teln woll­te, ruckel­te Mum mei­ne Schul­tern grob hin und her. Ich war trau­ma­ti­siert. Kein Wort kam aus mei­ner Keh­le. Erst nächs­ten Mor­gen erzähl­te ich alles detail­liert. Eine Woche spä­ter wur­den Anton Bugs und Fabri­zio Mako­len­son ver­haf­tet.

Verhaftet

Ame­lie, mei­ne bes­te Freun­din hielt mich für eine Hel­din, doch mei­ne Eltern ver­don­ner­ten mich zu Haus­ar­rest. Seit­dem habe ich nur eine Sache im Kopf: Ver­las­se nie das Haus bei Nacht!

Auf­satz von Eva Ana­sta­cia Herr­mann, Gymi­vor­be­rei­tungs­kurs 2023–2024